Höhere Zollabgaben: Indien und die Goldsteuer

Goldmünzen und Barren. Foto: everystockphoto.com

Goldmünzen und Barren. Foto: everystockphoto.com

Das Leistungsbilanzdefizit in Indien weitet sich immer mehr aus. Indische Politiker haben den Schuldigen ausgemacht und wollen entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Zwei Mal hat Indien im Vorjahr den Einfuhrzoll für Gold angehoben, obwohl Goldhändler und Verbraucher immer wieder dagegen protestiert haben. Inzwischen muss eine Einfuhrabgabe von 4 Prozent auf Goldimporte an den Staat gezahlt werden. Es gibt von offizieller Seite laute Überlegungen, diesen Wert weiter zu steigern. Eine Erhöhung auf 6 Prozent ist in Politikerkreisen im Gespräch.

Das würde Gold in Indien noch teurer machen und die Nachfrage weiter drosseln. Schon von April bis September ist die Einfuhr im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 20,2 Milliarden Dollar gesunken. Schuld an dem Rückgang ist nach Analystenmeinung vor allem die Zollabgabe. Allerdings war auch die Kauflaune der Verbraucher aufgrund ausbleibender Monsunregenfälle geringer als zu normalen Zeiten.

Doch Indiens Finanzminister Chidambaram glaubt, keine andere Wahl zu haben, als die Zölle trotz aller Bedenken weiter zu erhöhen. So will er dem ausufernden Leistungsbilanzdefizit begegnen. Dieses ist von Juli bis September auf 22,3 Milliarden Dollar gestiegen, das sind 5,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im ersten Halbjahr liegt die Quote somit bei 4,6 Prozent, ein Jahr zuvor waren es 4,0 Prozent.

Vor allem die Goldimporte treiben das Defizit nach oben. Laut Statistik sind sie für fast 80 Prozent des Defizits verantwortlich. Das Metall liegt bei den importieren Rohstoffen auf Rang 2, nur Rohöl wird in noch größeren Mengen eingeführt. Im abgelaufenen Fiskaljahr machen Goldimporte auch aufgrund des steigenden Goldpreises einen Wert von 60 Milliarden Dollar aus, ein Jahr zuvor lag die Summe bei 40 Milliarden Dollar.

Die Zentralbank des Landes hält eine höhere Goldeinfuhrsteuer ebenfalls für notwendig. Andererseits warnt sie vor den Risiken. Vor allem der Schmuggel von Gold wird nach Meinung der Banker in der Folge stark zunehmen. Dies wäre ein äußerst unerwünschter Nebeneffekt.

Eine höhere Zollabgabe auf Gold würde die Nachfrage nach dem Edelmetall voraussichtlich weiter drücken. Indien würde dann 2013 seinen Platz als weltgrößter Goldimporteur mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren. China, das eventuell schon 2012 diesen führenden Platz belegt hat, könnte sich freuen.

Hinweis: Die hier angebotenen Artikel stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die GOLDINVEST Media GmbH und ihre Autoren schließen jede Haftung diesbezüglich aus. Die Artikel und Berichtedienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine wie immer geartete Handlungsaufforderung dar. Zwischen der GOLDINVEST MediaGmbH und den Lesern dieser Artikel entsteht keinerlei Vertrags- und/oder Beratungsverhältnis, da sich unsere Artikel lediglich auf das jeweiligeUnternehmen, nicht aber auf die Anlageentscheidung, beziehen. Wir weisen darauf hin, dass Partner, Autoren und Mitarbeiter der GOLDINVEST Media GmbH Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen halten oder halten können und somit ein möglicher Interessenkonflikt besteht. Wir können nicht ausschließen, dass andere Börsenbriefe, Medien oder Research-Firmen die von uns empfohlenen Werte im gleichen Zeitraum besprechen. Daher kann es in diesem Zeitraum zur symmetrischen Informations- und Meinungsgenerierung kommen.

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Leitartikel

Eine Antwort zu “Höhere Zollabgaben: Indien und die Goldsteuer

  1. Der Goldpreis 2013? Die globalen Märkte sind gesättigt

    Im Vorjahr 2012 überschlugen sich viele Analysten, Marktbeobachter und Fantasten mit der „Goldrauschprognose“, wann die Feinunze die magische Markte von 2.000 US-Dollar knackt: zumindest gefühlt war man doch eigentlich „so knapp“ davor, diese Hürde zu nehmen.

    Und: es wurde wieder nichts mit dem gewünschten Goldpreis von 2.000 USD pro Feinunze. Anfang 2013 notiert Gold mit einem leichten Minus bei etwa 1.683,85 US-Dollar für die Feinunze. Analysten mit einer verhaltenen und qualifizierten Marktuntersuchung – meine Person inbegriffen – hatten es nicht leicht, gegen diese hochfliegenden Fantasien, die den Goldpreis weiter befeuern sollten, mit sichern, objektiven Fakten ein realistisches Fixing zu untermauern.

    Die Fakten:

    Der Investmentmarkt mit höchster Nachfrage der letzten 20 Jahre (laut Retail-Studie) und das rasante Anziehen der Preise im Immobilienmarkt zeigten objektiv auf, welche Wege Investoren und ihr Kapital bevorzugt haben.

    Die globale Zurückhaltung in Punkto weiter Ankäufe von Gold, insbesondere auf besonders relevanten Märkten wie China und Indien. In Indien wurde die Steuer auf Goldimporte erhöht, nicht nur aus rein fiskalischen Erwägungen heraus, sondern vor allem um die Währung stabil zu halten. Dies wurde in den letzten Monaten im asiatischen Raum zunehmend zu Problem.

    „Der Verband der indischen Schmuckhändler geht davon aus, dass die Einfuhrsteuern von derzeit 4 auf 6 % erhöht werden könnten und erwartet in diesem Fall einen Rückgang der Goldimporte um 20 bis 25 Prozent in 2013“, kommentiert die Commerzbank AG.

    Auch die Regierung in Vietnam unterbindet bereits seit Wochen und Monaten den schwer zu kontrollierenden Import (also die Schmuggelaktivitäten) von Gold, weil die eigene Landeswährung zunehmend destabilisiert wurde. Dies hat die Regierung in Vietnam auch über die Medien in breiter Form bekannt gegeben: aber wer liest in Deutschland schon Nachrichten aus Vietnam?

    Ferner konnte auch das hysterische Argument, die Notenbanken würden ihre Lagerbestände mit Gold weiter auffüllen, nicht wirklich überzeugen. Tatsache ist vielmehr, dass der Anteil der internationalen Goldreserven den gesamten Währungsreserven ist in den letzten drei Jahrzehnten durch Verkäufe und eine geringere Bedeutung für die Währungssicherung von 60 % im Jahr 1980 auf 9 % im Jahr 2005 zurückgegangen ist. Demnach kam es lediglich zu einer zeitlich befristen Wiederaufstockung der (Fehl-)bestände. Nicht zu vergessen ist, dass Veränderungen des Goldbestandes als Währungsreserve auch aus Preis- und Mengenänderungen resultieren können.

    Selbst aus den USA ist tendenziell nichts erkennbar, was den Goldpreis objektiv befeuern könnte: in den Vereinigten Staaten zeigte sich die physische Goldnachfrage im letzten Jahr eher sehr verhalten. So ging gemäß Daten der US-Münzanstalt der Absatz von Goldmünzen 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 24,7 Prozent auf 753.000 Unzen zurück. Dies stellt zugleich den dritten Jahresrückgang in Folge und außerdem den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2007 dar.

    Welche Impulse aus den Vereinigten Staaten, insbesondere der Fed-Geldmarktpolitik, in 2013 folgt ist noch völlig offen, die USA konnte zwar die „Fiskalklippe“ umschiffen, eine weitere Anhebung der extremen Staatsverschuldung ist indes unausweichlich. Inwieweit sich die folgende Ansicht aus 2012 noch vertreten lässt, ist äußerst zweifelhaft:

    By promising to keep rates at zero until 2014, therefore, the Fed has pushed back the gold price peak, which many analysts had expected to come in late 2012 or early 2013. “The consensus within the Fed to extend the zero interest rate policy to beyond 2013 does, all other things being equal, imply an extension of the gold bull market,” says Philip Klapwijk, head of metals analytics at Thomson Reuters GFMS, a leading precious metals consultancy. “Maybe in the short term QE3 matters,” agrees a gold specialist at a large hedge fund. “The more important thing is that rates are on hold and I don’t think that is going to change.”

    Ein Fazit mit Enttäuschung:

    Obwohl Anleger gegen Jahresende teils enttäuschende Rückschläge hinnehmen mussten, war 2012 insgesamt für Edelmetalle (insbesondere Silber; Platin, Palladium) ein positives Jahr. Andere Analysten argumentieren wie folgt: Aufgrund der „bullishen“ Auflösung eines klassischen Keils sowie der Rückkehr in den übergeordneten Abwärtstrendkanal spricht einiges dafür, dass sich die Outperformance des Goldpreises der letzten Jahre aller Voraussicht nach so nicht mehr fortsetzen wird. Den Schwenk zugunsten der Aktien dokumentieren auch die positiven Divergenzen seitens des RSI und des MACD.

    In der Summe sollten Aktien 2013 also auch die Goldpreisentwicklung in den Schatten stellen, wovon ich ausgehe.
    Sandro Valecchi

Hinterlasse einen Kommentar