Vorstoß des Weltbank-Präsident: Wird Gold wieder zum Zentrum der Währungspolitik?

Physisches Gold - Münzen und Barren, thomas_nk, everystockphoto.com

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1973 aufgegeben, kommt im Zuge des internationalen politischen Streits um die Währungspolitik das System von Bretton Woods wieder ins Gespräch. Damit könnte der Goldpreis auf dem kommenden G20-Gipfel eine wichtige Rolle spielen.

Niemand geringerer als Weltbank-Präsident Robert Zoellick will mit seinem Vorstoß, den Goldpreis wieder zum Zentrum der internationalen Währungspolitik machen, eine Debatte um ein neues Währungssystem entfachen. Was dem US-Amerikaner, der den Regierungen von Vater und Sohn Bush angehörte, vorschwebt, ist offenbar ein System ähnlich dem in den 70er-Jahren gescheiterten Bretton-Woods-System, in dem ein goldgedeckter Dollar und damit das Gold eine entscheidende Rolle spielten.

Das soll in einem neuen System ebenfalls so sein, schreibt Zoellick in einem Beitrag in der „Financial Times“. Mit einem neuen Währungssystem will der US-Politiker einen Abwertungswettlauf bremsen. Das System solle zudem einer einschneidenden Veränderung in der Weltwirtschaft Rechnung tragen: Dem steigenden Einfluss der Schwellenländer, insbesondere Chinas. Im Zentrum solle dabei ein Korb verschiedener einflussreicher Währungen stehen, unter anderem der Dollar, der Euro sowie der Yen. Als zusätzlicher Faktor kommt der Goldpreis hinzu, in dem Zoellick einen „Bezugspunkt für die Erwartungen der Märkte hinsichtlich Inflation, Deflation und des künftigen Werts von Währungen“ sieht. Die Politiker, die sich ab Donnerstag zum G20-Gipfel in der südkoreanischen Metropole Seoul treffen, fordert er auf, ihre Geld- und Wirtschaftspolitik miteinander abzustimmen. Damit könnte der Goldpreis einer der zentralen Diskussionspunkte auf dem Gipfel werden.

Der Chef der Weltbank platzt mit seinem Vorschlag mitten in den internationalen politischen Streit um die Währungspolitik. Dieser erreichte jüngst nach der Entscheidung der US-Notenbank, viele hundert Milliarden Dollar in den Markt zu pumpen, einen neuen Höhepunkt. Das schwächt den Dollar und lässt zugleich den Goldpreis in die Höhe schießen. Die gewollte Dollar-Schwäche hat massive Kritik unter anderem seitens der chinesischen Regierung ausgelöst. Diese sieht sich allerdings selbst dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Währung künstlich schwach zu halten, um Exportvorteile zu erlangen.

Am Markt sieht man vor allem, dass mit der nun losgetretenen Debatte um die Neujustierung der Weltwirtschaft dem Goldpreis weitere Aufmerksamkeit zukommt. Inwieweit sich dieser tatsächlich eignet, um als Fixpunkt für Währungspolitik in einer globalisierten Gesellschaft zu fungieren, darüber dürften jetzt Politiker und Experten lange Jahre debattieren. In ersten Experten-Kommentaren rechnet daher jeder damit, dass solche Entscheidungen einen langen Vorlaufzeitraum benötigen – falls sie überhaupt jemals getroffen werden: Allein die historischen Erfahrungen mit dem Scheitern von Goldpreis-gebundenen Systemen dürften schon sehr hohe Skepsis schüren.

Kurzfristig sorgt die steigende Aufmerksamkeit jedenfalls für steigende Kurse, ebenso wie der schwache Dollar. So hat die Notierung für die Feinunze zuletzt die vom Markt als wichtige psychologische Schallmauer angesehene Marke von 1.000 Euro überwunden. Nun steht die 1.400-Dollar-Marke als nächste psychologische Hürde für den Goldpreis im Brennpunkt. Die Charttechnik zeigt eine klare und intakte Aufwärtsbewegung des Feinunzenpreises, die den Bullen gute Chancen auf einen Anstieg über diese Zone gibt. Jüngste charttechnische Kaufsignale unterstützen die Gesamtlage ebenfalls.

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